Nullabor Wüste (2017)

Outback, längster Golfplatz der Welt, Roadhouses, Zeitprobleme

Auf dem Weg ins Outback - Erster Wüsten-Golfplatz

Die 395 km von Esperance nach Kalgoorlie fahren wir ziemlich entspannt in nördlicher Richtung auf dem „Goldfields Highway“. Ausgedehntes Farmland und ein ausgedehntes Waldgebiet bieten dem Auge etwas Abwechslung. Je näher wir dem Ziel kommen, desto häufiger zweigen Straßen zu diversen Minen ab. Die Zahl der „Roadtrains“, riesige LKWs mit 2 Anhängern und einer Länge bis zu 53 m, nimmt deutlich zu. Fahren sie an uns vorbei, schiebt uns die Wind-Bugwelle immer einen Meter zu Seite. Das Überholen ist etwas kitzelig. So schnell ist man da nicht vorbei!

Die erste größere Stadt ist Norseman, wo wir einen kurzen Stopp im Tourismusbüro einlegen. Der Gründer der Stadt, ein Goldsucher namens Sinclair, hat sie auf den Namen seines Pferdes getauft, weil das Pferd beim Scharren mit den Hufen einen großen Goldnugget freilegte.

Überhaupt dreht sich in dieser Gegend alles ums Gold. Alle Siedlungen entstanden vor gut 140 Jahren in Folge von ausgiebigen Goldfunden. In Norseman wurden bis heute über 5 Millionen Unzen Gold gefördert. Damit steht es an Platz 2 in Westaustralien.

In Kalgoorlie, 160 km nördlich, versuchen wir als erstes den Golfplatz zu spielen. Es ist über 35 Grad heiß und extrem schwül. Daher kommt es uns sehr entgegen, dass die Betreiber für diesen Tag ein „Spezial“ ausgelobt haben, was neben stark reduziertem Greenfee auch noch ein Cart einschließt. Der erst 2011 bebaute Platz ist in lupenreinem „Desert-Layout“ mit jeweils 6 Teeboxen angelegt. Außerhalb der Abschlagboxen, der Fairways und der stark ondulierten Grüns ist nur „Waste-Area“: Sand mit spärlichem Buschwerk und Eukalyptusbäumen. Der Pflegezustand ist phantastisch. Ziel der Betreiber ist es in die „Top 10 desert courses“ weltweit aufzusteigen. Der Platz ist sehr schwierig, unsere Resultate entsprechend bescheiden. Unzählige Kängurus grasen auf den Fairways oder entspannen in den Bunkern.

Abends zieht eine Schlechtwetterfront mit stürmischem Wind, starkem Regen und einem Temperatursturz auf 15 Grad auf. 

 

Kalgoorlie-Boulder - Gold und nichts als Gold

Die Geschichte Kalgoorlis beginnt 1893, als 3 umherziehende Iren just an diesem Ort ein Hufeisen ihres Pferdes ersetzen wollten. Dabei stolperten sie über 100 Unzen Goldnuggets. Der folgende Goldrausch war ursächlich für die Entstehung von Kalgoorlie und der Nachbarstadt Boulder. 1989 wurden beide Orte zu einer Gemeinde zusammengelegt und sind bis heute immer noch eine der größten Goldminen-Städte der Welt.

Beide Städte präsentieren sich in den Zentren architektonisch mit wunderschön restaurierten oder erhaltenen Fassaden aus der Goldrausch Zeit.

Bei näherem Hinsehen sind viele Leerstände nicht zu übersehen. Auf Nachfrage erfahren wir, dass die Hauptmine Kalgoorlies, das Superpit, 2021 komplett ausgebeutet sein wird. Die Zukunft der Stadt stellt sich daher eher nicht rosig dar.

Wir besuchen das Superpit, eine gigantische Tagebau-Mine am Stadtrand. Das „Loch“ ist 3,5 km lang, 1,6 km breit und 620m tief. Beeindruckend, wie die Riesen-LKWs beladen mit Erz aus dem Loch nach oben kriechen.

Viele der Bergwerksarbeiter kommen von weit her und wohnen in den Motels oder in den Caravan-Parks, oft in Wohnwägen. Das scheint nicht ganz unproblematisch zu sein. Auffällig waren Plakate in den Pubs, die vor Depressionen und Selbstmord warnen und Adressen für psychologische Beratung anbieten.

Kalgoorlie - wo alles beginnt

Treue Leser unseres Blogs werden jetzt feststellen, dass Kalgoorlie inclusive Golf schon abgehandelt wurde. Die ersten beiden Bahnen des Kalgoorlie Golf Course sind gleichzeitig die Bahnen 1 (CY O´Connor, Par 4, 319m) und 2 (Golden Mile, Par 5, 450 m) von Nullabor Links. Auf den Infotafeln ist neben den üblichen Golfinformationen wie Bahnverlauf, Länge, Par, auch ein Text zur Namensgebung und dem entsprechenden historischen Hintergrund abgedruckt.

Sabine startet furios mit einem Par und legt ein Bogey nach. Ich konnte mir nur Doppelbogey und Bogey notieren. Scheinen aber viele vor uns schon viel schlechter gemacht zu haben. Die Dame im Büro, die uns die Ergebnisse per Stempel bestätigte war jedenfalls recht angetan.

5 Löcher in 380 Kilometern

60 km südlich sind die Löcher 1 und 2 im Kambalda Golf Club unsere Bahnen 3 und 4 im Nullabor Links. Greenfee für 18 Loch auf diesem Platz: 5 $. Trotzdem spielen wir ihn nicht. Die Bahn 3 heißt "Silver Lake", benannt nach dem weltberühmten Salzsee in der Nähe, auf dem schon Weltrekordversuche mit Rennwagen etc. gelaufen sind. Nachdem wir uns die 395 m entlanggequält haben erwartet uns ein schwarzes Green. Statt Gras wird dort ein feiner schwarzer Sand eingesetzt. Im Clubhaus ist niemand zu sehen. Wir brauchen unseren Stempel. Also klingeln wir am einzigen Haus in der Nähe. Der Bewohner ist etwas genervt, sagt uns, dass er damit nichts zu tun hat und dass der Stempel hinter dem Clubhaus in einer Kiste liegt. Wir sind sicher nicht die ersten, die bei ihm angeklopft haben.

Weiter geht die Fahrt nach Norseman, von wo ich oben schon berichtet habe. Auch hier werden die Bahnen 1 und 2 gespielt. Eine Neuerung: Es gibt grüne Greens aus Kunstrasen. Sogar mit Vorgrün in einem dunkleren Grünton. Schön fürs Auge aber sehr schwer anzuspielen. Sie sind betonhart und pfeilschnell. Rund um den Platz erstreckt sich der größte Eukalyptus-Wald der Welt..

Loch 7, „Sheeps Back“ liegt etwas abseits der Straße auf „Frazers Range“. Unseren ursprünglichen Plan, hier zu übernachten, lassen wir wegen des starken Regens fallen, fahren noch nach Balladonia und beenden nach 380 km mit 2 Doppel-Bogeys an Loch 8 „Skylab“ den Tag.

Wir (eigentlich Sabine) kochen zum ersten Mal auf dem 2-Flammen-Gasherd und der Mikrowelle im Auto. Der Campingplatz hat keine „Communal kitchen“ und im Roadhouse, wo wir uns für 16 $ zwei kleine Flaschen „Coopers Sparkling Ale“ gönnen, sehen wir die Essen aus der Küche kommen. Das kann Sabine besser! Stirfry Vegetables mit Beef-Stripes. Lecker. Dazu eine Flasche Jakobs Creek Pinot Grigio und der Abend ist gerettet, trotz Regen und max. 15 Grad.

Ein gelebtes Roadmovie

Für den heutigen Tag ist weitgehend trockenes Wetter vorausgesagt.

Am Fernsehen im Roadhouse, wo wir übrigens noch ein Museum besuchen, das anlässlich der Absturzstelle des ersten Skylab, wenige Kilometer entfernt, eingerichtet wurde, erfahren wir, dass Australien gerade den nässesten Sommer seit 1922 erlebt. Wir sehen Bilder von unserem Campingplatz in Perth, wo die Wohnwagen bis zu den Achsen im Wasser stehen und erfahren, dass es von Perth bis Bunburry gerade einen dreitägigen Stromausfall gab.

Die „Beschwerden“, die ich anlässlich des Regens und der kühlen Temperaturen damals geäußert habe, nehme ich hiermit zurück!

Zum nächsten Golf-Loch verläuft der Highway über 90 Meilen geradeaus. Keinerlei Kurven! Das war namensgebend für diese Bahn. 

Dann geht es im gewohnten Trott weiter zur nächsten Station, Eagles Nest

Die letzte Bahn in Western Australia ist "Nullarbor Nymph". Warum die so heißt, steht auf dem Schild. Sie liegt auf einem, wohl nicht mehr sehr frequentierten Sportgelände mit Golfplatz und Tontauben-Schießstand. Weil der so schön marode ist, habe ich ihn für euch abgelichtet. Ab und zu überholen uns einsame Harley-Fahrer, die wir durchs Land ziehen, allerdings ohne Golfbag.

Zur ersten Bahn in South Australia werden wir von einem riesigen Känguruh begrüßt. 184 km weiter versuchen wir uns an "Dingos Den". Sabine muss kurz pausieren weil das "fairway" von einer Landebahn gekreuzt wird und ausgerechnet jetzt ein Flugzeug starten will. Flugzeuge haben hier Vorfahrt vor Golfern!

Unterwegs biegen wir noch einmal nach rechts ab, um uns die Cliffs in der "Great Australian Bight" anzusehen. Imposant!

Laut Beschreibung soll man 144 km weiter, am "Wombat Hole" ab und zu Wombats zu Gesicht bekommen. Wir sahen nur Müll. Autoreifen, Glasscherben, Bierdosen und allerlei Platikabfall. Das hat uns hier den Spaß etwas verdorben. 

In Penong, der Heimat der Windmühlen (warum es dort so viele gibt, konnten wir nicht herausfinden) gefiel es uns wieder deutlich besser.

Nur lächerliche 70 km später erreichen wir endlich Ceduna, wo die beiden Schlusslöcher zu spielen sind. Zur Abwechslung wieder einmal auf schwarzen "Sandgrüns". Unsere Zertifikate erhalten wir am nächsten Morgen im Tourismusbüro ausgehandigt und die Dame bestätigt uns, dass wir mit unserem, eigentlich sehr bescheidenen Ergebnissen (99 und 101) im vorderen Bereich liegen. Die meisten Spieler liegen bei 130 - 140 Schlägen. Das versöhnt uns etwas.

Leider müssen wir hier unser ganzes Obst und Gemüse abgeben. South Australia versucht damit zu verhindern, dass die Fruchtfliege von West Australia eingeschleppt wird.